Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry von Rachel Joyce



Autor: Rachel Joyce
Originaltitel: The unlikely pilgrimage of Harold Fry
Genre: Roman, Denkanstoß
Seitenanzahl: 383
Verlag: FISCHER



Lieblingsding ♥

Das Laufen befreite die Vergangenheit, der er zwanzig Jahre lang aus dem Weg gegangen war, und jetzt plapperte und tollte sie mit der ihr eigenen wilden Energie in seinem Kopf herum. Er maß die Entfernung nicht mehr in Kilometern, sondern in Erinnerungen.

Der erste Satz...
Der  Brief, der alles verändern sollte, kam an einem Dienstag.

Herzstück

Harold Fry ist ein älterer Mann, der zusammen mit seiner Frau in einem kleinen Haus in London  wohnt. Sein Leben ist nicht besonders aufregend,.

Doch ein Brief verändert alles.

Der Brief ist von Harolds ehemaliger Mitarbeiterin/Freundin, die ihm mitteilt, dass sie an Krebs erkrankt ist. Sein Antwortschreiben stellt ihn aber nicht so zufrieden; es sind nicht die richtigen Worte... und auf dem Weg zum Briefkasten treibt ihn die Unzufriedenheit der einfachen, nicht treffenden Worte. Und so geht er weiter...am Briefkasten vorbei, zur Post. An der Post vorbei, hinaus in die Welt und beschließt persönlich zu Queenie Hennessy zu laufen, den ganzen Weg von Kingsbridge bis Berwick upon Tweed.

Und eine lange Reise beginnt.

Eine Reise, die so viel mehr ist, als der Weg, den man mit den Füßen geht.
Eine Reise durch die Vergangenheit, hin zur Zukunft.

Gedanken die wandern

*Achtung Spoiler*
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Harold Frys leben war nicht einfach. Als halbdurchsichtiger Mensch versuchte er immer das Beste draus zu machen. 
Mit der Zeit erkennt man, was er eigentlich alles erlebt hat und durch welch schwere Zeiten er gegangen ist. Eins ist auf jeden Fall bewundernswert: er ht nie aufgegeben :) 

Er schafft es sich ein Leben aufzubauen, Frau, Haus, eine feste Arbeit... 


Und dann beginnt seine Reise

Ganz besonders toll sind die Menschen, denen er begegnet und ihre Reaktionen.

Zweifel, Druck, Freude, Anstrengung, Freiheit, Zuspruch, Hoffnung...
Das Buch beinhaltet eine ganze Palette von Emotionen und überraschte mich des öfteren als ich mir dachte, oh nein, jetzt rutscht es bestimmt in ein Klischee.

Es ist eine unglaubliche Verwandlung, die Harold durch macht und dennoch bleibt er irgendwie "der alte" Harold, der er immer war und wird zu dem Harold, der er sein sollte.

Was wunderbar gemacht ist: Während Harold zu Queenie pilgert, macht auch seine Frau Maureen in gewisser Weise eine Pilgerreise. Und auch für Quennie ist es eine Reise, Ihre letzte Reise...

Quennie 

Sie hatte einige Male geliebt, hatte verloren, alles, wie es sein sollte. Sie hatte das Leben berührt, ein wenig damit gespielt, aber es witscht so leicht wieder davon, und irgendwann müssen wir die Tür schließen und es hinter uns lassen

Das Buch hält viele tolle Denkanstöße bereit, die den Leser auch über sein eigenes Leben nachdenken lassen und die Weise WIE man das Leben führt.

Mit wundervollem  Schreibstil führt die Autorin den Leser durch das Leben Harold Frys, durch Felder und Wälder und beschreibt, was ihm alles begegnete, in Vergangenheit und Gegenwart.

Dazu gibt es ein schönes Ende. Kurz davor wird es unheimlich beklemmend und traurig, drückend... aber nicht minder schön und lesenswert. Kein fröhliches leichtes Ende... so wie das Leben nun einmal auch ist. Alles andere wäre zu leicht gewesen.



Lesenswert?

Auf jeden Fall! Alles an diesem Buch hat gestimmt. Es ht mich total begeistert, mitgenommen, nachdenklich gemacht, betroffen und ein wenig traurig...

Er war bereits ein anderer Mann als der, der von Kingsbridge oder auch von dem kleinen Hotel aufgebrochen war. Er war nicht mehr jemand der mal schnell um Briefkasten wollte. Er war unterwegs zu Quennie Hennessy.Er fing noch einmal von vorne an.