"Ich ist manchmal ein anderer" von Cordt Winkler
Ich ist manchmal ein anderer
Mein Leben mit Schizophrenie
Autor: Cordt Winkler
Genre: Denkanstoß, Psychologie
Seitenzahl: 236
Kosten (Taschenbuch): 10,00 Euro
Verlag: Goldmann
Ein paar Jahre war es erst her, dass ich meinen Eltern und Freunden anvertraut hatte, dass ich schwul sein. Nun war ich ein schwuler, schizophrener Psychotiker. Ein zweites Coming.out stand mir bevor. Etwas zu viel Randgruppe, dachte ich mir.
Herzstück
Cordt Winkler ist ein junger Mann Anfang Zwanzig und sein Vater leidet an Schizophrenie. Und nun zieht die Krankheit auch bei Cordt Winkler ein. Zuerst ist es nur ein "Anfall", ein Ausnahmezustand, eine einmalige Sache. Schnell merkt er dann, dass sich die Symptome, der Wahn und das Abgeben der Kontrolle häufen und ihn an seine Grenzen bringen.
Gedanken die wandern
Fast jeder hat schon mal den Begriff der Schizophrenie gehört. Doch was dahintersteckt weiß kaum einer. Meist nur die Betroffenen. Dieses Buch ist aus der Sicht eines Schizophrenen, nicht aus der Sicht eines Psychologen (der nur Vermutungen anstellt, von angelerntem Wissen). Stück für Stück zieht er uns in seine Welt. Vom Anfang, zum Einstieg der ersten Symptome bis hin zu der spannenden Frage: Wie ist ein "normales" Leben mit Schizophrenie zu vereinbaren?
Unter anderem werden viele interessante Aspekte berührt, wie zum Beispiel die Geschichte / der Umgang mit Schizophrenie, Medikamente und ihrer Wirkung, das sozialen Umfeld und vielem mehr.
Mit klarem Bewusstsein (aus der Vergangenheitsform) schildert der Autor selbst die komischsten Momente, die absurd erscheinen, doch durch diese ernüchternde Klarheit besonders glaubhaft und real beim Leser ankommen.
Durch die kurzen Kapitel lässt das Buch sich rasch lesen, auch wenn man wenig Zeit oder Konzentrationsstörungen hat.
Durch die sprunghaften Inhalte, die mir zum Teil zusammenhangslos erschienen fiel es mir manchmal schwer dem roten Faden zu folgen. Was aber vielleicht das Medium ist, denn genau das hat Schizophrenie auch an sich, etwas sprunghaftes, zusammenhangsloses. So wiederum gefiel es mir gut, auch wenn es zuweilen gewöhnungsbedürftig war.
Lesenswert?
Für jeden den das Thema Schizophrenie interessiert, für Betroffene sowie Angehörige ist es ein tolles Buch. Und vor allem ist der Roman, der Erfahrungsbericht wenn man so will, mal eine erfrischende Abwechslung zu den sehr theoretischen Ratgebern bzw. dem medizinischen Fachwissen.
Zum anderen wird man immer wieder überrascht. Der Protagonist hat, gewollt oder nicht, ein sehr interessantes Leben und es ist schön ihn auf seiner Reise zu begleiten.
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